DATEV - Automatische Preisanpassungen (Interview mit Prof. Dr. Peter Krug)
Prof. Dr. Peter Krug (Chief Markets Officer und stellvertretender Vorstandsvorsitzender der DATEV eG)
LSWB: Die DATEV eG hat die Erhöhung ihrer Preise zum 1. Januar 2025 angekündigt. Warum kommt nach so kurzer Zeit schon wieder eine Erhöhung und was waren die Gründe für diesen Schritt?
Prof. Dr. Peter Krug: Der DATEV eG geht es zwar heute wirtschaftlich gut und unsere Geschäftsentwicklung ist solide. Aber auch nach dem Höhepunkt der allgemeinen Teuerung steigen die Kosten gerade im Technologieumfeld weiter, zum Teil sogar zweistellig. Und denken Sie bitte auch an den dramatisch gestiegenen Aufwand für unsere Daten- und IT-Sicherheit. Darauf müssen wir reagieren – und nun rechtzeitig handeln. Es geht uns vor allem aber darum, unsere Zukunfts- und Innovationsfähigkeit im Sinne unserer Mitglieder zu erhalten. Gerade die Entwicklung unseres Produktportfolios in die Cloud ist dafür die wichtigste Voraussetzung. Diese Transformation hat aber auch hohe Investitionen zur Folge – in die Basis und Weiterentwicklung unserer Mitarbeitenden sowie in unsere Infrastruktur. Dies alles geschieht, damit wir unseren Mitgliedern auch künftig wettbewerbsfähige Produkte und Dienstleistungen anbieten können, jeweils auf Basis der aktuellsten Technologien. Alles erfolgt ausschließlich zum Wohle und für den zukünftigen Erfolg unserer Genossenschaftsmitglieder und deren Kunden.
LSWB: Warum hat sich DATEV auch für eine kontinuierliche Preisanpassung entschieden, statt wie bislang für eine anlassbezogene?
Prof. Dr. Peter Krug: Der Wunsch vieler Mitglieder und Kunden in der Vergangenheit war es unter anderem, dass unsere Preise und Erhöhungen planbarer sein sollen. Außerdem sind kontinuierliche Preisanpassungen im IT-Markt üblich, sodass wir uns nun auch für eine kontinuierliche Preispolitik entschieden haben und in Zukunft unsere Preise regelmäßig auf niedrigem Niveau anpassen. Bisher hatten wir die Preise nach bestimmten Kriterien der allgemeinen Teuerung anlassbezogen erhöht. Auch dies geschah bereits mit einer gewissen Regelmäßigkeit. Mit der neuen Regelung besteht nun aber künftig Klarheit, was den Turnus der Erhöhungen betrifft. Wobei immer zu sehen ist, dass die durchschnittlichen EDV-Kosten in Kanzleien, das sind im Wesentlichen die DATEV-Kosten, ca. 5 bis 7 Prozent des jährlichen Betriebsaufwands ausmachen. Deshalb bedeutet eine ca. dreiprozentige Erhöhung dieses Teils des Betriebsaufwands einen eher geringen jährlichen Aufwand.
LSWB: Weshalb wurde das Schreiben zu den automatischen Preisanpassungen von der Geschäftsleitung und nicht vom Vorstand selbst unterschrieben? Dies wurde von einigen Mitgliedern aufgrund der Tragweite als nicht angemessen wahrgenommen.
Prof. Dr. Peter Krug: Das stimmt so nicht. Wie immer bei wichtigen Neuigkeiten für unsere Mitglieder, informiert der Vorstand auf dem Wege einer sogenannten Chefinformation an die Kanzleileitung per E-Mail oder ggf. per Post die Mitglieder persönlich. Das war auch in diesem Falle selbstverständlich so. Mandanten hatten einen Servicebrief erhalten, der von einem Geschäftsleitungsmitglied unterzeichnet war. Außerdem haben wir unsere Mitglieder und Kunden bereits vorab von der Notwendigkeit von Preisanpassungen über unsere DATEV-Medien in Kenntnis gesetzt und die beiden verantwortlichen Experten haben diese im DATEV-Magazin (Zukunftsfähigkeit langfristig erhalten – DATEV magazin) ausführlich erklärt und begründet.
LSWB: Weshalb wird die Kommunikation zu den Preiserhöhungen nicht offen geführt? Es dürfte schon zur letzten Vertreterversammlung bekannt gewesen sein, dass und in welchem Ausmaß Preiserhöhungen zu erwarten sind.
Prof. Dr. Peter Krug: Zur letzten Vertreterversammlung standen diese noch nicht fest, sodass hierzu auch noch keine Information erfolgen konnte. Wie gerade schon erwähnt, kommunizieren wir Preisanpassungen möglichst frühzeitig an unsere Mitglieder über verschiedene Kanäle und thematisieren das Thema auch aktiv in der DATEV-Community, so wie es sich auch für einen vertrauensvollen Umgang zwischen der Genossenschaft und ihren Mitgliedern und Kunden gehört.
LSWB: Aufgrund welcher Rechtsgrundlage darf der Vorstand die AGB ohne Beschluss der Vertreterversammlung ändern? Aus der Satzung ergibt sich wohl keine solche Ermächtigung.
Prof. Dr. Peter Krug: An dieser Stelle möchte ich deutlich darauf hinweisen, dass es sich bei AGB-Änderungen inklusive Preisanpassungen um Vorstandsentscheidungen handelt, die der Vorstand nach dem Genossenschaftsgesetz und den Bestimmungen unserer Satzung autonom trifft und auch treffen muss.
LSWB: In was werden die zusätzlichen Einnahmen investiert?
Prof. Dr. Peter Krug: Es geht nicht um zusätzliche Einnahmen, sondern um die Zukunftssicherung unserer DATEV – mit allen entstehenden Kosten, die ich oben bereits beschrieben habe. Zusätzlich werden Personalkosten im IT-Bereich, neben den bereits genannten Technologiekosten, gerade vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels eher steigen. Ich verweise nochmal auf den oben schon genannten Artikel im DATEV-Magazin, wo dies deutlich erläutert ist.
LSWB: Weshalb werden die Programme nicht auch einmal darauf überprüft, diese einfacher und praktikabler zu gestalten (Downsizing) und sie auf das Notwendige zu reduzieren? Das würde sicher Entwicklungsaufwand sparen. Nicht alles, was technisch machbar ist und von einzelnen Mitgliedern gewünscht wird, ist auch sinnvoll und nützlich. Die meisten DATEV-Nutzer sind Anwender und keine Ingenieure.
Prof. Dr. Peter Krug: Wir diskutieren diese Themen konstruktiv, regelmäßig und substanziell mit den gewählten Vertretern im Rahmen von Vertreterratssitzungen und eigens dazu eingerichteten Ausschüssen.
Insofern kann es sein, dass Dinge für manche Mitglieder nicht sinnvoll erscheinen, für andere Mitglieder aber essenziell sind. Daher lässt sich eine solche These nicht so einfach aufrechterhalten, wenn man nicht das Gesamtbild vor Augen hat.
LSWB: Welche Einsparmaßnahmen sind geplant? Worauf können wir uns einstellen?
Prof. Dr. Peter Krug: Es geht, wie bereits gesagt, nicht um Einsparmaßnahmen, sondern um Betriebskosten und Investitionen, die wir tragen müssen.
LSWB: Wie ist das Verhältnis von „Verwaltung“ zu „Produktion“? Mit welcher Entwicklung ist zu rechnen?
Prof. Dr. Peter Krug: Die Art der Fragestellung drückt leider schon aus, dass Sie die Abläufe in einer Genossenschaft wie der DATEV vollkommen verkennen. Diese althergebrachte Einteilung gibt es bei uns nicht mehr! Alle Mitarbeitenden im Haus tragen dazu bei, unsere Produkte und Lösungen aus ihren jeweiligen Funktionen heraus zu unterstützen und damit unsere Mitglieder stark zu machen und weiterhin in der Erfolgsspur zu halten.